Protestkultur. Diese Bäume beschäftigen die ganze Republik: Sie stehen im Stuttgarter Schlossgarten und sollen einem Bahnhof weichen. Aus den ersten Exemplaren ist bereits Kleinholz gemacht worden, aber große Teile des Bestandes stehen noch. Besichtigen kann man sie auch in dem Bändchen »Bäume« aus dem pfiffigen Silberburg-Verlag aus Tübingen, der jetzt Fotografien des umkämpften Parks herausgebracht hat. Und man muss sagen: Wunderschön sind die Bäume ja. Seeplatanen im späten Nachmittagslicht, ab und zu kontrastiert durch eine Blutbuchengruppe. Streckenweise stehen sich im ersten Abschnitt der Platanenallee zwei Doppelreihen mit Bäumen gegenüber, wo sie einen Wiesenbereich mit wucherndem Gras umschließen. Plötzlich kann man die Stuttgarter verstehen und sich solidarisch fühlen. Schlägt man das zweite Buch aus dem Silberburg-Verlag auf – es heißt »Der Stuttgarter Bauzaun. Phantasie des Protests« – kühlt die Sympathie für die Revolte aber auch schnell wieder ab. HER
