Die acht miesesten Studienfächer nebst einer Empfehlung

Die miesesten Studienfächer

Weil leider nicht alle Menschen BWL studieren können, wurden eines Tages weitere Studienfächer erfunden, von denen gerade die sinnreicheren der herrschenden Klasse zunehmend als überflüssig gelten. Aber sind die von Linken bevorzugten guten Fächer wie »Postcultural Studies« und »Umweltethnologie« wirklich besser als die bösen Fächer wie »Juramatik« und »Wirtschaftstechnik«? Die Jungle World kann nur ein einziges Fach empfehlen.

Politikwissenschaft
Unter allen Laberfächern, die Linke so gern studieren, weil es für etwas Ordentliches, sagen wir: für Fischereiwirtschaft, weder hinten noch vorne geschweige denn oben reicht, ist die Politikwissenschaft das unnützeste. Ich weiß es, ich habe es studiert – und mit einem Einserdiplom abgeschlossen, was Beweis genug sein müsste, dass dieses Fach nichts taugt. Dort, wo die Politikwissenschaft wissenschaftlich ist, bedient sie sich der Soziologie, der Geschichtswissenschaft oder der Volkswirtschaftslehre. Und dort, wo sie nicht von anderen abkupfert – in den sogenannten Theorien der internationalen Beziehungen zum Beispiel –, ist sie so wissenschaftlich wie Pommes rot-weiß. Am Ende hat man von nichts wirklich eine Ahnung, schnappt aber dieses und jenes auf, was einen glauben lässt, zu allem seinen Senf abgeben zu können. Immerhin, für einen Berufsstand ist das keine schlechte Vorbereitung: für den des Journalisten.
Deniz Yücel
Kulturwissenschaften
In den Kulturwissenschaften studiert man das, was man in allen anderen Fächern nicht studiert, nämlich »Kultur«. Das ist der Sammelbegriff für alle ausrangierten Reste an Forschungsgegenständen anderer Fakultäten. Viel alter Kram ist dabei, »Geist«, »Werte«, »Kulturkritik« und dergleichen; der Großteil hat sich aber in den letzten 50 Jahren angesammelt, meistens irgendetwas mit »Medien«, häufig irgendetwas mit »populär«, und gerne irgendetwas mit »Rezeptionsverhalten«. So wurde ein Fachbereich zusammengebastelt, der wie kaum ein anderer zu den letzten Universitätsdeformierungen passt, ja irgendwie das fakultative Gegenstück zum Bachelor zu sein scheint. »Ich mache meinen BA in KuWi« klingt wie eine Führerscheinklasse. Und ist auch so. Beruft sich das noch junge Fach, das seinen akademischen Aufstieg erst in den vergangenen zehn, 20 Jahren erlebte, auf Geschichte, dann auf die der Cultural Studies, die sich schon vor einem halben Jahrhundert formierten. Die Übersetzung scheint nicht von ungefähr deutsch: »Kultur« ist ein höheres Wort als das englische »Culture«, verrät Bildung und Bürgertum und meint eben nicht nur a whole way of life. Tatsächlich verhalten sich Cultural Studies zu Kulturwissenschaften etwa so wie »Putzfrau« zu »Raumpflegerin«: Das eine politisch unbeholfen, aber vom Klassenstandpunkt richtig, das andere politisch korrekt, aber ansonsten verlogen und falsch.
Roger Behrens
Judaistik
Mit der Judaistik verhält es sich wie mit anderen Studiengängen auch: Nicht das Fach ist schuld an seinem schlechten Ruf, sondern die Studenten. Als ich in den neunziger Jahren Religionswissenschaft studierte, erntete ich von Linken nur ungläubige Blicke. Man verwechselte es mit Theologie und hielt es für politisch kontraproduktiv. Heute belegen Antifa-Aktivisten in den Semesterferien freiwillig den hebräischen Bibellektüre-Kurs, Jungle World-Abonnenten besuchen Seminare zu lurianischer Kabbala, junge Adorno-Fans halten Menschen für verdächtig, die von dem Reformrabbiner Abraham Geiger noch nie etwas gehört haben, und linke Fachschaftsinis organisieren sofort Gegenveranstaltungen, wenn irgendwo irgendjemand Gershom Sholems Theorien über das Judentum kritisiert. Nichts gegen das Anliegen, ein wenig über die Ideengeschichte des Judentums zu erfahren. Allerdings weiß heute jedes Kind, dass man Judaistik nur richtig studieren kann, wenn man im Nebenfach Neurobiologie mit Schwerpunkt Genetik wählt. Aber das traut sich wieder keiner.
Doris Akrap
Ethnologie
Erst wurde kolonisiert, dann missioniert, und am Ende wurden Völker erkundet. Das ist die Geschichte der Ethnologie. Ethnologen haben deshalb bis heute ein schlechtes Gewissen. Von der Feldforschung bei »edlen Wilden« lassen sie trotzdem nicht ab. Und durch die »teilnehmende Beobachtung« hiesiger wie anderer repressiver Kulturen wird das auch nicht kritischer. So gibt es nur zwei Seiten derselben Ethno-Specksteinbrosche. Einmal die klassisch völkisch interessierte: Da sitzen Studenten mit Trommeln im Park, Dozenten lehren »Tsiganologie« und in Tübingen wird der völkerkundliche Kulturvergleich gelehrt. Die andere Seite, die sich für den cultural turn begeistert, ist nicht besser: Die Selbstreflexion im Lichte des »Anderen«, die gegen Rassismusvorwürfe immunisieren soll, betreibt man da gern auf so sonderbare Weise, dass ein saudischer Schleier am Ende nichts weiter ist als ein Schutz vor dem männlichen Westen. Aus der Lieblingsdisziplin der Nazis wurde die geistige Heimat aller Kulturrelativisten. Liebe Ethnologen: Ethnologisiert euch selbst!
Kimey Pflücke
Umwelttechnik
Wenn man einem Mechaniker ein kaputtes Auto zeigt, wird er daran herumschrauben, anschließend irgendetwas Unverständliches murmeln, mit seiner Zange auf zwei, drei Leitungen schlagen – Klong! –, noch mal etwas murmeln, und schließlich den Einbau irgendwelcher neuen Teile verlangen, die bislang noch gar nicht im Gespräch waren. Da man als Normalsterblicher von Autos keine Ahnung hat, spielt man zähneknirschend mit und zahlt irgendeinen Fantasiepreis. Und anschließend fährt das Auto wieder. Oder eben nicht. Falls nicht, war halt noch etwas anderes kaputt, wie der Mechaniker nach neuerlichem Klong! verkündet. Genau so funktioniert Umwelttechnik. Wenn man einem Umwelttechniker eine kaputte Umwelt zeigt, fängt er an zu schrauben und verlangt den Einbau irgendwelcher Spezialtechnik. Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Lebensraumzerstörung, Pestiziddispersion – Klong!, bauen wir mal das ein. Dann läuft’s schon wieder. Irgendeine Maschine findet sich schon, die alles wieder heile macht. Obwohl ideologisch eigentlich auf der anderen Seite verortet, ist der Umwelttechniker letztlich der Erfüllungsgehilfe des Fortschrittsgläubigen. Beide sind tief verfeindet, aber letztlich voneinander abhängig. Sage ich. Nach 37 Semestern Umwelttechnik. Und damit ist jetzt mal Schluss.
Heiko Werning
Gender Studies
Einem aus den achtziger Jahren stammenden Gerücht zufolge ist alles, was das Wort Gender im Namen führt, mächtig kritisch und subversiv. Heute, da Kulturmanager mit ihrer »Genderkompetenz« protzen und Studenten suggeriert wird, nur wer in »gendersensibler Sprache« geschult sei, könne auf dem Arbeitsmarkt bestehen, ist hingegen längst evident, worum es sich bei den Gender Studies im Gegensatz zur ehrwürdigen Frauenforschung handelt: um ein von autistischen Psychogurus ersonnenes Hirntrübungs- und Sprachvernichtungsprogramm, das jeden zwischenmenschlichen Austausch mit Binnen- und Balken-I’s, autoritärem Toleranz- und Respektkauderwelsch, leerlaufender Ja-aber-Dialektik und säuerlichen poststrukturalistischen Mundspülungen unmöglich macht. »Sensibel« spricht den Genderideologen zufolge nur, wer sich niemals festlegt, jede Negativität aus dem eigenen Denken austreibt und jeden Unsinn in den eigenen Sprachmüll integriert. Kurz gesagt, wer Denken und Sprechen verlernt hat. Da genau dies die »Intellektuellen« von heute auszeichnet, dürften die Gender Studies eine große Zukunft haben.
Magnus Klaue
Germanistik
»Ich weiß echt nicht, irgendwo berührt mich das und macht mich betroffen, das Gedicht von dem Paul Ceylan, es ist irgendwie so authentisch und erinnert mich daran, als ich mit fünf Jahren mit meiner Mutti im Zoo war und …«  Wer hier so besinnungslos dahersalbadert wie eine Riesen­arsch­geige, der ist auch eine. Und ganz gewiss studiert er oder sie Germanistik, genauer: Neuere Deutsche Literatur. Als Studienfach, das mit Wissenschaft ungefähr so viel zu tun hat wie eine Partie Gummitwist mit einem Atomkrieg, zieht es scharenweise den Studententypus des geistlosen, selbstverliebten Schwätzers an, dem es mühelos gelingt, ein Seminar zu ­Adornos »Ästhetischer Theorie« zur Sitzung einer Selbsterfahrungsgruppe umzufunktionieren, in der über alles gesprochen wird – von Problemen der »methodologischen Grundlegung von Literaturwissenschaft« bis zu Verschlusstechniken für Einweckgläser –, nur nicht über Literatur. Welchen Verdummungsgrad dieses Fach heute erreicht hat, zeigt sich daran, dass statt über Poesie und Sprachkritik über »Schlüsselqualifikationsmodule«, »Wirkungspotenzen«, »Strategien zielgerichteter Verständnissicherung« und ähnlichen Dreck geredet wird. Leitzordnerköpfe unterrichten BWL-Gehirne in Dummdeutsch. Für gewöhnlich weiß am Ende ein Schwamm mehr über Literatur als die auf diese Art »ausgebildeten« Dummbeutel, die Worte wie »Ansprechpartner« und »Zeitfenster« verwenden. Wer Karl Kraus war, können sie ja auf Wikipedia nachgucken oder sich zusimsen lassen, nachdem sie ihr Studium erfolgreich mit ihrer Bachelor-Arbeit abgeschlossen haben: »Internet-Bannerwerbung für Schoko-Riegel im Vergleich«.
Thomas Blum
Theaterwissenschaften
Die Theaterwissenschaften haben ein Problem: das Theater. Vom Publikum ignoriert, bespielen die Häuser gelangweilte Schulklassen mit Stücken, die aufdringlich, aber vergeblich mit den ästhetischen Möglichkeiten der audiovisuellen Medien konkurrieren. Die kümmerlichen Subventionen reichen gerade aus, bei den Beteiligten die Illusion zu wahren, gesellschaftlich und künstlerisch Relevantes hervorzubringen. Die Theater sind überflüssig – die Theaterwissenschaften sind ihr akademischer Wurmfortsatz. Da der Forschungsgegenstand nichts hergibt, widmen sich Theaterwissenschaftler lieber »Theatralitätsgefügen«: »Spektakel, säkulare und religiöse Rituale«, aber auch ein »politischer Streik« oder das »DFB-Pokalfinale, eine Werbekampagne« – alles ist irgendwie Theater, »performance in everyday life« ist die Formel. Vielleicht begründet also, wer an einer Pommesbude mit einem gespielten Lächeln eine Currywurst bestellt, die nächste Theatertradition – Theaterwissenschaftler würde diese »Theatralisierung alltäglicher Wahrnehmungsformen« sicher entzücken.
Markus Ströhlein
Luft- und Raumfahrttechnik!
Immer wieder wird gemahnt, dass Deutschland mehr Ingenieure braucht. Das klingt nach einem guten Grund, auf keinen Fall ein Studium aus dem Bereich der Ingenieurswissenschaften aufzunehmen. Doch das wäre voreilig. Denn es gibt einen Fachbereich, dessen Nützlichkeit außer Frage steht: Luft- und Raumfahrttechnik. Nur die Raumfahrt kann es uns ermöglichen, diesen erbärmlichen Planeten zu verlassen. Aus einer Distanz von einigen Lichtjahren werden die Mahnungen deutscher Politiker nicht mehr hörbar sein, und das ist nur einer von unzähligen Vorteilen. Bislang aber ist die Luft- und Raumfahrttechnik ein Betätigungsfeld von phantasielosen Männern, die höchstens einen Airbus oder einen Satelliten zusammenbasteln können. Doch das muss nicht so bleiben: Sie könnten in der Ferne der erste Erdling mit Migrationshintergrund werden!
Jörn Schulz