Suche, so wirst du finden

Wer bekommt die letzte Öre? Zu gleichen Teilen muss der Nobelpreis für Wirtschaft Peter A. Diamond, Dale T. Mortensen und Christopher A. Pissarides aufgezahlt werden. Jeder erhält also 3 333 333,33 Kronen, eine einsame Öre aber bleibt übrig. Doch man kann ja nicht alle ökonomischen Probleme auf einmal lösen. Ausgezeichnet wurden die drei für ihre Forschungen zu »Suchmärkten«, vor allem dem Arbeitsmarkt. Denn »der klassischen Sicht des Marktes zufolge finden Käufer und Verkäufer einander sofort, ohne Kosten, und sie haben vollständige Informationen über die Preise aller Waren und Dienstleistungen«, erläutert das Nobelpreiskomitee. »Doch das entspricht nicht dem Geschehen in der realen Welt.« Wer hätte das gedacht? So ziemlich jeder. Aber einem Banker muss man das nicht nur erklären, es bedarf der unermüdlichen Anstrengung renommierter Experten, um ihn zu überzeugen. Doch die drei Ökonomen haben auch, wie es sich gehört, mathematische Modelle erstellt, vor allem für den Arbeitsmarkt. Angeblich lässt sich mit deren Hilfe auch berechnen, welchen Einfluss staatliche Maßnahmen auf den Arbeitsmarkt haben. »Eine Schlussfolgerung ist, dass eine großzügigere Arbeitslosenunterstützung eine höhere Arbeitslosigkeit und längere Suchzeiten verursacht«, referiert das Komitee. Entsprechend groß ist die Freude in Deutschland, denn nun hat die Hartz-IV-Reform die höchsten wissenschaftlichen Weihen erhalten. Nachträglich zwar, denn Klaus Luft, der in der Hartz-Kommission mitarbeitete, gibt offen zu, dass die Theorie damals keine Rolle spielte. Nun aber, da das Bundesverfassungsgericht, diese Bastion kryptokommunistischer Gleichmacherei, eine Neuberechnung der Zahlungen unter Berücksichtigung des archaischen Begriffs der Menschenwürde verordnet hat, kommt die Argumentationshilfe des Komitees gerade recht. »Arbeitslosengeld kann man als Subvention des Suchprozesses deuten«, sagt Bernd Fitzenberger von der Universität Freiburg. Verhungert der Arbeitslose nämlich während der Suche, findet er keine Stelle mehr. Leidet er hingegen keinen Mangel, sucht er nicht intensiv genug.
Den Nobelpreis haben also drei Sarrazins der Ökonomie bekommen, die in komplexen mathematischen Modellen darstellen, was man immer schon wusste. Wer Arbeit sucht, findet auch einen Job. Das faule Pack muss nur kurz gehalten werden, damit es fleißig sucht und dabei nicht zu anspruchsvoll ist. Die Ökonomen suchen unterdessen nach der Antwort auf eine Frage, die sie schon lange beschäftigt: Wo kommmt sie eigentlich her, diese seltsame Arbeitslosigkeit? Da in der Antwort Begriffe wie »industrielle Reservearmee« und »tendenzieller Fall der Profitrate« nicht vorkommen dürfen, werden sie noch lange suchen, und viele Nobelpreise können noch vergeben werden.