WM Studio

Ausgleich, später
Wer glaubt, die WM-Schiedsrichter hätten weder vom Tuten und Blasen noch vom Pfeifen eine Ahnung, liegt falsch: Die eigentlichen Graupen haben eine Fahne, die sie weder zum Toranzeigen noch zum Abseitswinken benutzen. Wer sich auf sie verlässt, ist entweder verlassen oder Engländer respektive Mexikaner. Braucht es also den Videobeweis? Aber nein. Denn über wen sollte man sich dann noch aufregen? Außerdem gleicht sich im Leben alles aus. Früher oder später. Fest versprochen.
Alex Feuerherdt ist Vorsitzender der Jungle-World-Wahrheitskommission
Schiris weg
Schiedsrichter – die gefürchteten Männer in Schwarz. Jeder hasst sie. Ich finde: Es reicht. Die Spieler sind nach so vielen Jahren mündig geworden und können – auf dem Platz ruhig mehr Verantwortung übernehmen. Mein Vorschlag: Ab sofort wird ohne Schiri gespielt. Wenn sich alle ­gegenseitig vom Platz stellen können, wird es garantiert friedlicher zugehen. Platzwahl gibt’s dann auch nicht mehr. Ich wette: Spielen beide Mannschaften auf ein Tor, hat das Publikum bestimmt nichts mehr zu meckern.
Jürgen Kiontke ist Experte für Kino und Fußball
Winke, Winke
Sollten Aliens zufällig einmal Liveübertragungen der WM empfangen, hat die Menschheit ein echtes Problem. Die Chancen, dass die Außerirdischen uns dann alle für vollkommen verblödete Deppen halten, sind nämlich extrem hoch. Was daran liegt, dass Anzeigetafeln nicht mehr bloß den Spielstand und die eventuellen Torschützen zeigen, sondern die Livebilder des Matches, so wie sie die Fernsehzuschauer auch sehen. Was dazu führt, dass der kurze Kamera­schwenk ins Publikum immer das gleiche Bild ergibt: Kaum merken sie, dass sie im TV sind, werden aus Fans debil grinsende Winke-Idioten. Und im All denkt man dann vermutlich, wir wären alle so.
Elke Wittich ist Sportredakteurin der Jungle World und Fan-Expertin
Vorfreude ist die schönste Freude
Diego nimmt die Gegner, wie sie kommen. Deutschland? Gerne. Die Neuauflage des Viertelfinales von ’06. Vor dem Spiel damals wurde ein Freund von Diego von deutschen Ordnungshütern nicht ins Stadion gelassen. Deshalb blieb auch er weg. Argentinien verlor. Es wird ihm eine Wonne sein, die Deutschen zu besiegen.
Stefan Rudnick, Maradona-Experte
Fuck off
Fabio Capello mit grotesker Designerbrille, David Beckham mit Krawatte, dazu eine David-Beckham-Frisur. Auf der englischen Bank sah es aus wie in einer Modestrecke von GQ. Kann sich jemand vorstellen, wie Wayne Rooney, dessen Wortschatz bei »Fuck« beginnt und bei »off« endet, sich von zwei manikürten Beaus in der Halbzeitpause sagen lässt: »Jetzt grätsch dich endlich mal ins Spiel!«? Die Engländer sollten Berti Vogts für den Trainerjob engagieren, der würde passen.
Andreas Hartmann ist Tippkönig und Frisurenexperte

Die Promi-Ecke:
Alan Posener, britisch-deutscher Journalist:
Bester Spieler der WM
Wayne Rooney
Weil man dachte, das Proletariat gibt’s nicht mehr: quadratisch, nationalistisch, gut.