»Dann fing er an mit dieser Hodengeschichte«

Weil er keine Hoden hat, darf Thomas Dahner* nicht Polizist werden. Seit 2004 kämpft er vor Gericht darum, die Ausbildung für den Polizeidienst aufnehmen zu können. Nach seiner schon vor 14 Jahren vollzogenen Geschlechtsangleichung will das Land Hessen ihn nicht Polizist werden lassen.

Seit wann und warum interessieren Sie sich für den Polizeidienst?
Direkt nach meinem Abitur habe ich den Polizeiberuf für mich entdeckt. Damals hatte ich noch nicht die Personenstandsänderungen durchführen lassen. Da ich nicht als biologische Frau bei der Polizei anfangen wollte, hatte ich die Idee aus den Augen verloren. Mit meinen diversen Ausbildungen, auch zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit, dachte ich dann, dass mein ursprünglicher Berufswunsch Polizist ist. Ich stelle mir den Polizeidienst so vor, dass ich mit Menschen, Sicherheit und Hilfsbereitschaft zu tun habe – alles das, was ich bei der Polizei leider im Moment nicht sehe.
Haben Sie bei der Bewerbung befürchtet, dass Ihre Geschlechts­angleichung ein Problem sein könnte?
Niemals. Ich hatte bei der Bewerber-Prüfung fast 1 000 Punkte geschafft – 700 braucht man, um zugelassen zu werden. Dann kam die medizinische Untersuchung beim leitenden Polizeiarzt. Er war total geschockt, und ich war noch geschockter als er. Ich dachte nur, etwas, das 14 Jahre her und für mich kein Thema mehr ist – wie kann das zum Ausschluss führen?
Der Polizeiarzt bezog sich auf die Polizeidienstverordnung 300. Danach soll »wenigstens ein Hoden hormonell funktionsfähig« sein. Weiterhin schließe der »Verlust oder diesem gleichzusetzender Schwund beider Hoden« eine Einstellung aus.
Der Arzt argumentierte zuerst mit der Hormonsubstitution. Ich verstand das Problem nicht. Ich kann mir die Hormonspritzen alle drei Monate auch im Schlamm in Afghanistan geben. Dann fing er an mit dieser Hodengeschichte. Das ist aber eine sinnlose Diskussion. Denn den Hoden hatte ich ja noch nie. Er wusste dann auch nicht so genau, was er machen sollte. Man hat ihm angesehen, dass ich der erste war, der ihm in dieser Form begegnet war.
Sie haben nun Verfassungsbeschwerde gegen Diskriminierung eingereicht.
Ich hoffe, dass eine höhere richterliche Instanz mir erlaubt, diese Ausbildung aufzunehmen. Denn dieser Job ist mein Traumjob.

* Name von der Redaktion geändert