Täter I

Ein illustres Trüppchen wird sich am Donnerstag beim Immer-noch-nicht-Kanzler treffen: Spitzenmanager der Deutschen und der Dresdner Bank, der Chemiekonzerne Bayer, BASF und Hoechst, der Fahrzeugbauer BMW, Daimler-Benz und Volkswagen, von Siemens und dem Metallkonzern Degussa haben um Schröders Ohr gebeten. In dem Gespräch im Gästehaus der Landesregierung in Hannover soll es nicht etwa um Rahmenbedingungen für neue Industrieansiedlungen gehen: Die Herren sprechen bei Schröder als Rechtsnachfolger der Profiteure des NS-Zwangsarbeitssystems vor. Ihnen bereitet große Sorge, daß man sich in den USA zur Zeit so sehr für die Aktivitäten ihrer Firmen in den Jahren 1933 bis 1945 interessiert. Boykott und Entschädigungszahlungen, so fürchten die Konzernchefs, könnten die Folge sein.

Und was soll Schröder dagegen tun? Der einstige CDU-Politiker Walter Leisler Kiep, der einige der Konzerne politisch berät, hat schon einen Vorschlag in der Tasche: Die teilweise auch untereinander zerstrittenen Firmen sollen sich durch Schröders Vermittlung zu einem Konsortium zusammenfinden. Aus einem gemeinsamen Topf, zu dem auch die Bundesregierung ihr Scherflein beitragen solle, könnten dann allfällige Entschädigungsforderungen erfüllt werden. VW-Aufsichtsrat Schröder soll bereits sein Entgegenkommen signalisiert haben.

Zu der Runde könnten sich dann übrigens gleich noch einige Herren dazugesellen. Beim District Court des Staates New York reichte in der vergangenen Woche der Anwalt Ed Fagan, der Überlebende der Shoa bereits gegen zahlreiche Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen vertritt, Entschädigungsklage gegen die deutschen Bau-Konzerne Holzmann, Dyckermann und Leonhard Moll sowie gegen die österreichischen Metallfirmen Steyr-Daimler-Puch und Voest ein.